Oberbürgermeister Krogmann übernimmt Schirmherrschaft für „Pflück mich!“

Ohne schlechtes Gewissen die Kirschen vom Baum eines fremden Gartens pflücken – das geht. Das Projekt „Pflück mich! Die Früchte unserer Stadt“ soll Menschen aus Oldenburg mit Obstbäumen oder Obststräuchern im eigenen Garten mit Menschen, die bei der Ernte helfen wollen, vernetzen.

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann übernimmt nun die Schirmherrschaft für das Projekt des Oldenburger Ernährungsrats, welches durch die Oldenburger Bürgerstiftung seit der ersten Stunde unterstützt wird. „Das Projekt ‚Pflück mich – die Früchte unserer Stadt‘ ist eine tolle Sache. Mit der Plattform startet ein vielversprechendes Angebot, um das Bewusstsein über gesundes Essen aus der Region zu stärken. Besonders gefällt mir die Idee, dass Alt und Jung gemeinsam ernten, naschen und einkochen. So wird das praktische Wissen über Obst- und Gemüseanbau weitergegeben und die gepflückten Schätze kommen auch anderen zu Gute“, erklärt Krogmann seine Unterstützung.

Beerensträucher gemeinsam gepflanzt

Auf dem Schulgelände der Grundschule Donnerschwee pflanzten die Ehrenamtlichen des „Pflück mich“-Teams gemeinsam mit Oberbürgermeister Krogmann Beerensträucher am Freitag, 11. Dezember 2020, als Zeichen für den Beginn der Kooperation im Rahmen der künftigen Ernte- und Verarbeitungsaktionen, die gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern organisiert werden. Auf dem Gelände sind bereits Obstbäume zu finden, die seitens der Stadt dieses Jahr als Ausgleichsmaßnahme gepflanzt wurden.

Auf der Internetplattform des Oldenburger Ernährungsrats können Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer ihre Früchte zum Pflücken und Verschenken anbieten. Ziel ist es, Bewusstsein für gesundes Essen aus der Region zu schaffen und auf lange Sicht eine regionale Ernährungsstrategie aufzubauen. Weitere Informationen gibt es auf der Website des Ernährungsrates »

Quelle: https://www.oldenburg.de/startseite/leben-umwelt/soziales/gesundheitsamt/projekt-pflueck-mich.html

Weihnachtsgruß 2020

Stadtradeln für das Projekt „Fahrräder für Flüchtlinge“

Eine weitere Ausgabe des Wettbewerbs STADTRADELN ist in Oldenburg erfolgreich zu Ende gegangen. Rund 2770 Menschen haben im September ihr Auto stehen gelassen und 511.397 Fahrrad-Kilometer gesammelt, ein neuer Rekord. Davon profitierte in diesem Jahr nicht nur das Klima, denn das Organisations-Team hat sich im Vorfeld der dritten STADTRADELN-Ausgabe in Oldenburg etwas Besonderes ausgedacht.
Die Idee: Unter dem Motto „Gute Taten bewegen“ sammelten die Teilnehmenden ihre Kilometer für einen guten Zweck. Sie begaben sich in fünf Etappen auf eine virtuelle Fahrradtour zu Oldenburgs Partnerstädten. Für jede erreichte Etappe sollte eine gemeinnützige Organisation eine Spende von 1.000 Euro erhalten.
Das hat die norddeutschen Radfahrenden offenbar angespornt: Sie erreichten Partnerstadt für Partnerstadt und meisterten nun auch die fünfte und letzte Etappe von Buffalo City (Südafrika) wieder zurück nach Oldenburg mit einer Länge von 130.000 Kilometern. Somit erhält das Projekt „Fahrräder für Flüchtlinge“ eine Spende von 1.000 Euro von der Ammerländer Versicherung, dem Sponsor der finalen Etappe der virtuellen Radtour.

Axel Eilers, Vorstandsvorsitzender der Ammerländer Versicherung, überreichte den symbolischen Scheck beim Besuch des Projekts auf dem Fliegerhorst in Oldenburg. Dort werden gebrauchte Fahrräder aus Spenden wieder verkehrstüchtig gemacht, polizeilich registriert und gegen kleines Entgelt an bedürftige Bürgerinnen und Bürger der Stadt und Flüchtlinge ausgegeben.

Rund 20 Schrauberinnen und Schrauber, Laien und Profis, sind dafür ehrenamtlich im Einsatz. Seit 2015 haben die Ehrenamtlichen des Projektes schon weit über 1.500 Fahrräder wieder fit gemacht und weitergegeben.

Etappenplan_STADTRADELN 2020_OTM_Verena Brandt

Zusatzschilder für Helene Lange und Gertrud Bäumer

Im Rahmen unseres Projektes „Bildung im Vorübergehen“ haben wir zwei weitere Zusatzschilder an Straßen, die den Namen bekannter und herausragender Persönlichkeiten unserer Stadt tragen, enthüllt. Am 8. Oktober begrüßte Dietmar Schütz, Vorsitzender der Oldenburger Bürgerstiftung, zu diesem Anlass AnwohnerInnen sowie Herrn Hummerich-Ferbers und Frau Boeckmann von der Helene-Lange-Schule, Frau Beckmann vom Zentrum für Frauengeschichte und Frau Oncken vom Gleichstellungsbüro der Stadt Oldenburg an der Helene-Lange-Straße/Ecke Gertrud-Bäumer-Weg. Nach den Begrüßungsworten von Herrn Schütz kamen die Ehrengäste zu Wort und hatten Interessantes über Helene Lange und Gertrud Bäumer zu erzählen.

Helene Lange wurde am 9. April 1848 in Oldenburg geboren. Schon früh erkannte sie, dass es für Frauen keine Bildungs- und Berufschancen gab. Dennoch gelang es ihr gegen diverse Widerstände 1871 ihr Lehrerinnenexamen in Berlin zu bestehen. Durch ihre eigenen Erfahrungen bzgl. Bildung und Beruf für Frauen engagierte sie sich ab Mitte der 1880er Jahre in der bürgerlichen Frauenbewegung. Sie war im Vorstand des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins und Vorsitzende des Deutschen Lehrerinnenvereins. Im Laufe dieser Tätigkeit lernte sie Gertrud Bäumer kennen. Gertrud Bäumer wurde am 12. September 1873 in Hohenlimburg geboren Sie absolvierte das Lehrerinnenseminar in Magdeburg, unterrichtete an Volksschulen in Halberstadt, Kamen und Magdeburg. Durch ihren Kontakt mit dem Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein lerne sie Helene Lange kennen, die Vorsitzende dieses Vereins war. Ihr Studium an der Berliner Universität in Theologie, Germanistik, Philologie und Nationalokonomie finanzierte sie sich selbst und promovierte 1904 über Goethes Satyros. 1898 erkrankte Helene Lange an einer Augenkrankheit und nahm gerne das Angebot Gertrud Bäumers an, ihre Assistentin zu werden.  Helene Lange erkannte das geistige Potenzial der jungen Gertrud Bäumer und wollte sie zu ihrer Nachfolgerin aufbauen. Rasch entstand eine enge Freundschaft, die sich zu einer Lebensgemeinschaft entwickelte, die bis zu Helene Langes Tod im Jahr 1930 währte. Beide Frauen engagierten sich auch politisch für die  Frauenbewegung in Volksparteien und gaben das Handbuch der Frauenbewegung heraus, außerdem die Zeitschrift „Die Frau“. Nach dem ersten Weltkrieg gehörte Helene Lange zu den Mitbegründerinnen der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Helene Lange erhielt 1928 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Oldenburg. Sie starb am13.Mai 1930 in Berlin. Gertrud Bäumer sah sich in der Zeit des Nationalsozialismus zu Kompromissen veranlasst, die für die Mitstreiterinnen in der Frauenbewegung nicht tragbar waren. Im Winter 1945 floh sie nach Bamberg. Sie versuchte noch sich am Wiederaufbau der Frauenbewegung zu beteiligen, kam aber durch ihr Verhalten während des Nationalsozialismus nicht mehr zum Zuge. Sie hielt noch einige Vorträge, wurde aber durch eine Atherosklerose an weiteren öffentlichen Auftritten gehindert. Sie starb am 25. März 1954 in den Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel und ist dort auf dem Friedhof begraben. Am Grabdenkmal des Ehrengrabes des Landes Berlin für Helene Lange erinnert eine Inschrift posthum an Gertrud Bäumer.

Bild NWZ Torsten von Reeken

Hier geht es zum Artikel der NWZ vom 13.10.2020: Zusatzschild erinnert an Gertrud Bäumer

Weshalb die Mutzenbecherstraße so heißt

von Heinfried König

„Bildung im Vorübergehen“ nennen wir unsere Aktion, Straßennamen mit Erklärungen zur Person zu ergänzen. Am 26. September 2020 kam eine weitere Straße dazu: Die (Esdras Heinrich) Mutzenbecherstraße, eine Seitenstraße von der Hauptstraße in Eversten.

Der Namensgeber dieser Straße führt uns in die Mitte des 18. Jahrhundert. Zu der Zeit jedenfalls, 1744, wurde Esdras Heinrich Mutzenbecher, der spätere Generalsuperintendent von Oldenburg, in Hamburg geboren. Nahezu am Ende des Jahrhunderts,1789, kam Esdras Heinrich Mutzenbecher nach Oldenburg. Herzog Peter I. hat ihn als Generalsuperintendent und Konsistorialrat, heute würden wir ihn „Bischof“ nennen, in die Oldenburger Kirche berufen. Esdras Heinrich Mutzenbecher ist 45 Jahre und hat einen abwechslungsreichen Lebenslauf hinter sich. Geboren am 23. März 1744 in Hamburg, war er Zeitgenosse von Goethe und Schiller. Sein Vater Johann Heinrich Mutzenbecher, war Kaufmann; seine Mutter, Angelica Edzardus, kam aus einer Theologenfamilie.

Er besucht die Gelehrtenschule des Johanneums und macht schon in jungen Jahren durch eine Wochenzeitung, „Der Primaner“, auf sich aufmerksam. Ab Ostern 1762 besucht er das Hamburger Akademische Gymnasium und gehört bereits als 18jähriger zu den Mitbegründern einer literarischen Gesellschaft, die er 1765 mit auf die Universität in Göttingen nahm. Aus dieser literarischen Gesellschaft entwuchsen die „Hamburgischen Unterhaltungen“, eine Monatszeitschrift, die von 1766-1770 erschien und über Musik, Literatur und Kunst berichtete.

Mit 24 Jahren, 1768, beendet er sein Studium und übernimmt für zwei Jahre die Stelle eines Hofmeisters, eines Hauslehrers und Sekretärs, bei einem jungen Herrn von Steinberg, mit dem er sich zunächst in Celle dann von 1770-1772 an der Ritterakademie in Braunschweig und seit September 1772 wieder in Göttingen aufhielt.

Von Braunschweig aus machte er das theologische Examen vor dem Consistorium zu Hannover und erlangte die Aufnahme unter die hannoverschen Candidaten.

1773 wird er zum zweiten Universitätsprediger in Göttingen ernannt. Er hat das Recht auch als Privatdozent tätig zu sein. Sein Ziel war eine akademische Laufbahn. 1774 legt er das Examen vor der Theologischen Fakultät in Göttingen ab und beginnt mit einer Dissertation.

Ein Jahr später, 1775, wird er zum Prediger an der deutschen lutherischen Kirche in Den Haag berufen.

Hier heiratet er,1777, die 14 Jahre jüngere Tochter eines Den Haager Bankiers. Zwei Kinder werden in Den Haag geboren. Eines stirbt sehr früh. Mutzenbecher bleibt 5 Jahre und wechselt 1780 zur deutschen lutherischen Gemeinde in Amsterdam. Er fühlt sich hier sehr wohl und lehnt mehrere Berufungen zu höheren Ämtern in deutschen Gemeinden ab. Ein guter Kontakt zu deutschen und holländischen Theologen bestärkt dieses Gefühl. In Amsterdam werden drei weitere Kinder geboren.

Die theologische Situation veränderte sich in den Jahren. Die liberale Theologie, der Mutzenbecher sich zugehörig fühlte kam mit der orthodoxen Theologie in einen heftigen Richtungsstreit. Diese Entwicklung war ausschlaggebend, den Ruf als Generalsuperintendent und Konsistorialrat in Oldenburg anzunehmen. Am 3. August 1789 kommt er nach Oldenburg.
Hier findet er für sein Verständnis ein günstigeres Umfeld. Herzog Peter der I. strebt ein aufklärerisches Staatsideal an und stattet Mutzenbecher mit umfassenden Kompetenzen aus.

Als wichtige Kennzeichen der Aufklärung gelten die Berufung auf die Vernunft als universelle Urteilsinstanz, mit der man sich von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen und Ideologien gegen den Widerstand von Tradition und Gewohnheitsrecht befreien will. Dazu gehörte im Zeitalter der Aufklärung der Kampf gegen Vorurteile und die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, das Plädoyer für religiöse Toleranz und die Orientierung am Naturrecht.

Es beginnen für ihn 12 intensive Jahre, in denen er dem Rationalismus und der Aufklärungstheologie verpflichtet, in Oldenburg wirkt: Er gibt ein neues Gesangbuch heraus. Entwickelt Material für den kirchlichen Unterricht und stellt Gebete und Formulare für gottesdienstliche Handlungen zusammen.

Ebenso ist er auf dem Gebiet des Schulwesens engagiert: Gründet 1790 eine Armenschule, wandelt die Oldenburger Lateinschule in ein Gymnasium um, und gründet 1793 das Evangelische Lehrerseminar in Oldenburg.

In seine Amtszeit fällt auch der radikale Umbau der Lambertikirche. Am 3. Mai 1795 wird sie wieder eingeweiht und Mutzenbecher hält die Festpredigt.

Mutzenbecher war in Oldenburg Mitglied der Literarischen Gesellschaft, in der er sich ebenfalls aufklärerischen Positionen anschloss. Seine Reformen sind dementsprechend geprägt von einer stark neologischen Position, die aus seiner Theologie und aus seiner aufgeklärten philosophisch-sozialpolitischen Weltsicht resultierte und vernunftgeleitetes, selbständiges Denken und Handeln innerhalb einer Individual- und Sozialethik zum Ziel hatte.

Seinem Wirken wird im Dezember 1801 ein plötzliches Ende gemacht. Am 21. Dezember 1801 stirbt er nach kurzer Krankheit.

Seine Witwe überlebte ihn 29 Jahre und starb am 9. April 1830. Von seinen Kindern überlebten ihn seine Tochter Henriette und seine Söhne Ludwig und Fritz, der spätere Regierungspräsident von Oldenburg.

 

Enthüllung (von links): Dietmar Schütz (Vorsitzender der Bürgerstiftung) mit Folkert Heinrich Lorenz Mutzenbecher, Christiane Barth (geb. Mutzenbecher) und Ehemann Reinhold Barth