Stadtradeln für das Projekt „Fahrräder für Flüchtlinge“

Eine weitere Ausgabe des Wettbewerbs STADTRADELN ist in Oldenburg erfolgreich zu Ende gegangen. Rund 2770 Menschen haben im September ihr Auto stehen gelassen und 511.397 Fahrrad-Kilometer gesammelt, ein neuer Rekord. Davon profitierte in diesem Jahr nicht nur das Klima, denn das Organisations-Team hat sich im Vorfeld der dritten STADTRADELN-Ausgabe in Oldenburg etwas Besonderes ausgedacht.
Die Idee: Unter dem Motto „Gute Taten bewegen“ sammelten die Teilnehmenden ihre Kilometer für einen guten Zweck. Sie begaben sich in fünf Etappen auf eine virtuelle Fahrradtour zu Oldenburgs Partnerstädten. Für jede erreichte Etappe sollte eine gemeinnützige Organisation eine Spende von 1.000 Euro erhalten.
Das hat die norddeutschen Radfahrenden offenbar angespornt: Sie erreichten Partnerstadt für Partnerstadt und meisterten nun auch die fünfte und letzte Etappe von Buffalo City (Südafrika) wieder zurück nach Oldenburg mit einer Länge von 130.000 Kilometern. Somit erhält das Projekt „Fahrräder für Flüchtlinge“ eine Spende von 1.000 Euro von der Ammerländer Versicherung, dem Sponsor der finalen Etappe der virtuellen Radtour.

Axel Eilers, Vorstandsvorsitzender der Ammerländer Versicherung, überreichte den symbolischen Scheck beim Besuch des Projekts auf dem Fliegerhorst in Oldenburg. Dort werden gebrauchte Fahrräder aus Spenden wieder verkehrstüchtig gemacht, polizeilich registriert und gegen kleines Entgelt an bedürftige Bürgerinnen und Bürger der Stadt und Flüchtlinge ausgegeben.

Rund 20 Schrauberinnen und Schrauber, Laien und Profis, sind dafür ehrenamtlich im Einsatz. Seit 2015 haben die Ehrenamtlichen des Projektes schon weit über 1.500 Fahrräder wieder fit gemacht und weitergegeben.

Etappenplan_STADTRADELN 2020_OTM_Verena Brandt

Zusatzschilder für Helene Lange und Gertrud Bäumer

Im Rahmen unseres Projektes „Bildung im Vorübergehen“ haben wir zwei weitere Zusatzschilder an Straßen, die den Namen bekannter und herausragender Persönlichkeiten unserer Stadt tragen, enthüllt. Am 8. Oktober begrüßte Dietmar Schütz, Vorsitzender der Oldenburger Bürgerstiftung, zu diesem Anlass AnwohnerInnen sowie Herrn Hummerich-Ferbers und Frau Boeckmann von der Helene-Lange-Schule, Frau Beckmann vom Zentrum für Frauengeschichte und Frau Oncken vom Gleichstellungsbüro der Stadt Oldenburg an der Helene-Lange-Straße/Ecke Gertrud-Bäumer-Weg. Nach den Begrüßungsworten von Herrn Schütz kamen die Ehrengäste zu Wort und hatten Interessantes über Helene Lange und Gertrud Bäumer zu erzählen.

Helene Lange wurde am 9. April 1848 in Oldenburg geboren. Schon früh erkannte sie, dass es für Frauen keine Bildungs- und Berufschancen gab. Dennoch gelang es ihr gegen diverse Widerstände 1871 ihr Lehrerinnenexamen in Berlin zu bestehen. Durch ihre eigenen Erfahrungen bzgl. Bildung und Beruf für Frauen engagierte sie sich ab Mitte der 1880er Jahre in der bürgerlichen Frauenbewegung. Sie war im Vorstand des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins und Vorsitzende des Deutschen Lehrerinnenvereins. Im Laufe dieser Tätigkeit lernte sie Gertrud Bäumer kennen. Gertrud Bäumer wurde am 12. September 1873 in Hohenlimburg geboren Sie absolvierte das Lehrerinnenseminar in Magdeburg, unterrichtete an Volksschulen in Halberstadt, Kamen und Magdeburg. Durch ihren Kontakt mit dem Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein lerne sie Helene Lange kennen, die Vorsitzende dieses Vereins war. Ihr Studium an der Berliner Universität in Theologie, Germanistik, Philologie und Nationalokonomie finanzierte sie sich selbst und promovierte 1904 über Goethes Satyros. 1898 erkrankte Helene Lange an einer Augenkrankheit und nahm gerne das Angebot Gertrud Bäumers an, ihre Assistentin zu werden.  Helene Lange erkannte das geistige Potenzial der jungen Gertrud Bäumer und wollte sie zu ihrer Nachfolgerin aufbauen. Rasch entstand eine enge Freundschaft, die sich zu einer Lebensgemeinschaft entwickelte, die bis zu Helene Langes Tod im Jahr 1930 währte. Beide Frauen engagierten sich auch politisch für die  Frauenbewegung in Volksparteien und gaben das Handbuch der Frauenbewegung heraus, außerdem die Zeitschrift „Die Frau“. Nach dem ersten Weltkrieg gehörte Helene Lange zu den Mitbegründerinnen der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Helene Lange erhielt 1928 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Oldenburg. Sie starb am13.Mai 1930 in Berlin. Gertrud Bäumer sah sich in der Zeit des Nationalsozialismus zu Kompromissen veranlasst, die für die Mitstreiterinnen in der Frauenbewegung nicht tragbar waren. Im Winter 1945 floh sie nach Bamberg. Sie versuchte noch sich am Wiederaufbau der Frauenbewegung zu beteiligen, kam aber durch ihr Verhalten während des Nationalsozialismus nicht mehr zum Zuge. Sie hielt noch einige Vorträge, wurde aber durch eine Atherosklerose an weiteren öffentlichen Auftritten gehindert. Sie starb am 25. März 1954 in den Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel und ist dort auf dem Friedhof begraben. Am Grabdenkmal des Ehrengrabes des Landes Berlin für Helene Lange erinnert eine Inschrift posthum an Gertrud Bäumer.

Bild NWZ Torsten von Reeken

Hier geht es zum Artikel der NWZ vom 13.10.2020: Zusatzschild erinnert an Gertrud Bäumer